In ihrem aktuellen Newsletter hat die Hessische Landesstelle für Suchtfragen erste Studien und Umfragen zu den Themen Suchtmittelkonsum und auch zur Situation der Suchtkrankenhilfe zusammengefasst. Wir zitieren hier Teile daraus:
„Forscher des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim und der Universitätsklinik Nürnberg starteten im April 2020 eine anonyme Onlinebefragung zu Veränderungen der Alkohol- und Tabakkonsumgewohnheiten, an der sich innerhalb weniger Tage 2.150 Menschen beteiligten (Georgiadou et al. 2020).
Von der nicht repräsentativen Stichprobe erklärten 8 % sowohl vor als auch nach Beginn der Maßnahmen keinen Alkohol getrunken zu haben. Bei 41 % hat sich der Alkoholkonsum nicht verändert, rund 21 % trinken seither weniger und rund 38 % trinken seit den Kontakteinschränkungen mehr als zuvor. Über einen höheren Alkoholkonsum haben insbesondere jüngere Menschen berichtet, ebenso Befragte, deren berufliche oder schulische Situation sich durch die Pandemie geändert hatte (z.B. durch Homeoffice oder Betriebsschließungen), sowie Befragte mit einem höheren Stresserleben und Befragte mit einer niedrigen Schulbildung.
Rund 72 % der Stichprobe haben weder vor noch nach dem Beginn der Maßnahmen Zigaretten geraucht. 28% identifizierten sich als Raucherinnen und Raucher. Untersucht man die Veränderungen im Rauchverhalten dieser Gruppe, dann ergibt sich Folgendes: 11 % haben seit dem „Lockdown“ mit dem Rauchen aufgehört und 4 % damit angefangen. 34 % rauchen so viel wie davor, 43 % mehr und 9 % weniger. Menschen mit niedriger Schulbildung rauchen häufiger als Menschen mit höherer Schulbildung. Auch erhöhtes Stresserleben kann dazu führen, dass Raucherinnen und Raucher ihren Konsum erhöhen.“
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„In Deutschland hat das Centre for Drug Research der Frankfurter Goethe-Universität bereits kurz nach dem Beginn der Kontaktverbote und Schließungen von Geschäften und Einrichtungen des öffentlichen Lebens ambulante Drogenhilfeeinrichtungen dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen mit den Auswirkungen der Pandemie auf Drogenszene und Drogenhilfe über Email oder andere Onlinekanäle mitzuteilen. Im April 2020 wurde ein erster Zwischenbericht (Werse, Klaus 2020a) basierend auf 25 Antworten aus 21 deutschen Städten und im Juni 2020 ein weiterer Zwischenbericht (Werse, Klaus 2020b) auf der Grundlage von weiteren 25 Berichten aus 15 Städten vorgelegt. Im ersten Zwischenbericht, der die Lage direkt nach dem „Lockdown“ beschreibt, wird die Stimmung auf den lokalen Drogenszenen mehrheitlich als verschlechtert und „teils aggressiv, teils depressiv“ beschrieben. Als Gründe hierfür werden vor allem die Schwierigkeiten beim Gelderwerb über Einkommensquellen wie Betteln, Diebstähle, Drogenhandel, Prostitution oder Flaschensammeln genannt. Während in einzelnen Städten die Heroinpreise gestiegen sind und die Versorgungslage schwieriger geworden ist, scheint sich dieses in anderen Regionen kaum geändert zu haben. Die meisten ambulanten Drogenhilfeeinrichtungen hatten direkt nach den Einschränkungen und Kontaktverboten auf einen Notbetrieb mit Basisversorgung umgestellt, Kontaktcafés, Aufenthalts- und Drogenkonsummöglichkeiten eingeschränkt und face-to-face Beratungsangebote durch Telefonberatung ersetzt. Als Problem stellte sich der Mangel an Schutzkleidung und Gesichtsmasken heraus. Besondere Probleme werden in Bezug auf Sexarbeiterinnen – wegen der Schließung der Bordelle – und psychisch kranke Drogenabhängige berichtet.
Der zweite Zwischenbericht ist bereits von den Lockerungen der Einschränkungen geprägt. Schwierigkeiten beim Geldverdienen auf den Drogenszenen gibt es immer noch, aber auch hier zeigen sich die Folgen der Lockerungen. In einigen Einrichtungen wurden in der Zwischenzeit Spuckschutz und ähnliche Barrieren installiert. Die Versorgungsengpässe mit Schutzkleidung und Masken scheinen behoben. Allmählich kann das Versorgungs- und Beratungsangebot wieder ausgeweitet werden, obwohl längere Aufenthalte und face-to-face-Beratung weiter stark eingeschränkt bleiben und durch Telefon und gemeinsame Beratungsspaziergänge ersetzt werden. Die Personalsituation bleibt angespannt. Die empfohlenen Lockerungen bei den Take-Home-Regelungen für die Substitution wurden dem Bericht zufolge größtenteils auch umgesetzt.“
Der gesamte Newsletter der Hessischen Landesstelle mit dem vollständigen Artikel und Verlinkungen auf die Quellen kann hier als PDF heruntergeladen werden.
Das Lesen Ihres Artikels hat sehr viel Spaß gemacht. Genna Eduardo Steffane
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