Anfang November erschien der aktuelle Drogenbericht der europäischen Union 2020, der Daten zum Drogenkauf und Drogenkonsum illegalisierter Substanzen aus sämtlichen Mitgliedsstaaten bündelt.
Die am meisten in Europa konsumierte illegalisierte Droge ist den Daten und Umfragen zufolge offenbar weiterhin Cannabis. Bevölkerungsumfragen zufolge wird die Substanz von etwa 1% aller Erwachsenen täglich oder fast täglich konsumiert. Etwa 60% davon sind unter 35 Jahre alt und rund 32% aller Behandlungsanfragen im Suchtbereich lassen sich auf Cannabis als Hauptsubstanz zurückführen. Insgesamt stiegen zwischen 2006 und 2018 die Zahlen derer, die sich in Europa wegen Cannabis in Behandlung begaben, um rund 64%. Die Analysen des verfügbaren Stoffes zeigen, dass der THC-Gehalt in den Cannabisprodukten in letzten Jahren außerdem deutlich gestiegen ist. Sowohl Cannabisharz, als auch Cannabiskraut enthalten heute etwa doppelt so viel THC wie noch vor 10 Jahren.
Relativ gleichbleibend im Reinheitsgrad des auf dem Markt verfügbaren Stoffes ist hingegen offenbar Heroin. 2018 meldete rund die Hälfte aller EU-Länder für Heroin einen durchschnittlichen Reinheitsgrad zwischen 18% und 30% sowie Durchschnittspreise zwischen 30 und 80 Euro pro Gramm. Reinheit wie Preis haben sich beide auf diesem recht hohen Niveau in den letzten Jahren offenbar ziemlich stabilisiert. Was die Zahl der Erstkonsument*innen angeht, so sind die Zahlen erfreulicherweise rückläufig. Gegenüber einem 2007 festgestellten Rekordwert von Erstkonsument*innen hat sich die Zahl seitdem in den 29 Ländern, aus denen Daten vorliegen, etwa halbiert. Die Zahl der Menschen, die 2018 wegen Heroin als Primärdroge erstmals eine Behandlung aufnahmen, lag bei etwa 20 000. Das stellt einen Rückgang um etwa 220 Personen gegenüber dem Vorjahr dar.
Steigende Konsument*innen- und auch Behandlungszahlen allerdings lassen sich leider im Bereich Kokain aus dem Drogenbericht ablesen. 2018 war Kokain die zweithäufigste Droge bei beobachteten Drogennotfällen und auch die Anzahl der Personen, die sich wegen Kokain erstmals in Behandlung begaben, nahm zwischen 2014 und 2018 in 22 Ländern zu. Abwasseranalysen in 45 Städten ergaben in 27 Metropolen eine steigende Tendenz bezogen auf Kokain-Rückstände. Insgesamt konsumiert der Großteil der Konsument*innen Kokain offenbar als Pulver, aber auch in Form von Crack wird es zunehmend auf dem Markt entdeckt. Besonders auffällig ist dabei insgesamt der stark gestiegene Reinheitsgrad der Substanz: zwischen 53% und 69% lag dieser in den meisten Ländern in 2018. Die Reinheit von Kokain hat damit in den letzten 10 Jahren stetig zugenommen, während der Marktpreis relativ stabil geblieben ist.
Der Bericht in deutscher Kurzfassung mit weiteren interessanten Daten und Fakten – u.a. auch zu MDMA – kann zum Nachlesen kann hier als PDF heruntergeladen werden.