Am 21. Juli 1998 fand erstmals der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucherinnen und Gebraucher statt. In 2018 jährt er sich somit zum 20. Mal.
Auch in Hamburg finden diesmal wieder unterschiedliche Aktionen statt, um auf die Thematik aufmerksam zu machen und der an Drogen verstorbenen Menschen zu gedenken. Die stellvertretende HLS-Vorsitzende Cornelia Kost war in Harburg bei einem von freiraum hamburg e.V. organisierten Infostand dabei. Anteilnahme und Interesse an dem Gespräch über das Thema waren dabei bei den vorbeilaufenden Passanten groß.
In Hamburg starben im Jahr 2017 laut offizieller Statistik 60 Menschen unmittelbar am Konsum illegaler Drogen. Die Zahl ist damit gegenüber dem Vorjahr (75) zwar erfreulicherweise leicht gesunken, jedoch noch immer auf einem erschreckend hohen Niveau. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik verloren in der Hansestadt 52 Männer und 8 Frauen in Folge von illegalem Rauschmittelkonsum in 2017 ihr Leben.
Die Gründe für das Sterben sind vielfältig, zu ihnen gehören die Konsumdauer, Begleiterkrankungen und gefährlicher Mischkonsum. Viel tragen auch die Bedingungen des illegalen Marktes dazu bei, denn der Reinheitsgrad der Drogen ist fast immer unbekannt. So kann die Reinheit von Heroin zwischen 6 und 60 % schwanken – ein kleiner Schritt zwischen Rausch und Tod.
Ein großer Teil der Gestorbenen waren leider Abhängige von Heroin – eine Gruppe, für die es im Rahmen von Substitution, Rehabilitationsangeboten oder der Bereitstellung von Drogenkonsumräumen eigentlich gute Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten gibt. Die HLS nimmt dies auch zum Anlass, stetig weiter daran zu arbeiten, die Angebote der Drogen- und Suchthilfe in Hamburg bekannter zu machen und Betroffene besser zu erreichen. Hierzu bedarf es einer vernünftigen finanziellen Ausstattung der Drogen- und Suchthilfelandschaft in Hamburg, um das sehr gute Angebot aufrecht erhalten zu können. Die für den nächsten Doppelhaushalt vom Finanzsenator verkündete Etatsteigerung um 5% in der Drogen- und Suchthilfe freut die HLS daher und wird voraussichtlich dazu beitragen, das Angebot verstetigen zu können und nicht gedeckte Tarifsteigerungen der letzten Jahre auszugleichen.
Gleichzeitig ist es der HLS ein Anliegen zu verdeutlichen, dass nicht nur durch illegale Drogen, sondern vor allem auch durch Alkohol und Nikotin jährlich in Deutschland mehrere tausend Menschen ihr Leben verlieren. Auch durch den Einfluss von Alkohol im Straßenverkehr kommen jedes Jahr viele Menschen um.
Dazu Cornelia Kost, stellvertretende Vorsitzende der HLS: „Der Gedenktag für Drogentote führt uns stets aufs Neue vor Augen, wie notwendig Hilfsangebote für Suchtkranke und Menschen mit riskantem Konsumverhalten sind, um Leben zu retten. Die hohe Zahl an Menschen, die jährlich durch Alkohol- oder Nikotinkonsum umkommen, wird dabei neben jenen, die an illegalen Substanzen sterben, leider häufig nicht gesehen. Dabei verdeutlicht gerade sie auch, dass der Missbrauch von Suchtmitteln in unserer Gesellschaft ein weit verbreitetes Phänomen ist und es gilt, für Betroffene frühzeitig passgenaue Hilfen zu finden. Das Hamburger Suchthilfesystem ist derzeit relativ gut aufgestellt, um unterschiedlichsten Problemlagen und Zielgruppen gerecht zu werden, kämpft allerdings seit mehreren Jahren mit dem Problem der Haushaltsüberrollung. Seit 2011 wurden die Zuwendungen in der Drogen- und Suchthilfe eingefroren und alle Träger kämpfen seitdem gegen das Problem, Tarif-, Sachkosten und Mietsteigerungen nicht vernünftig ausgleichen zu können. Zahlreiche Stellen und auch Angebote wurden im Zuge dessen leider bereits gekürzt. Wir haben in den letzten Jahren viele Gespräche geführt, um das Prinzip der Überrollung endlich aufzubrechen. Daher sind wir erfreut zu lesen, dass im nächsten Doppelhaushalt 2019/2020 endlich wieder mehr Geld für die Drogen- und Suchthilfe in Hamburg eingeplant wird, um das System mindestens auf dem derzeitigen Niveau aufrecht erhalten zu können.“
Neben dem Infostand in Harburg veranstaltet Ragazza e.V. am 21. Juli, dem Gedenktag selbst, von 15 bis 16.30 Uhr eine Mahnwache am Hansaplatz .