Bundesweit wird am 21. Juli jährlich der Drogentoten gedacht. Auch in Hamburg wird ab 10 Uhr am Steintorplatz vor dem Museum für Kunst und Gewerbe eine Mahnwache stattfinden, an der sich die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) mit einem Redebeitrag beteiligt. Sie fordert die Stadt außerdem auf, neue Wege in der Lebensrettung von Drogenabhängigen auszuprobieren und die Möglichkeiten einer kontrollierten Abgabe und Anwendung des Notfallmedikamentes Naloxon durch geschulte medizinische Laien zu überprüfen.
Mit 75 Menschen hat die Zahl der Drogentoten in Hamburg in 2016 einen traurigen Höhepunkt der letzten Jahre erreicht. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik kamen in der Hansestadt 56 Männer und 19 Frauen in Folge von Rauschmittelkonsum ums Leben. Das waren insgesamt sechzehn Personen mehr als im Vorjahr.
Ein großer Teil davon sind Abhängige von Heroin – eine Gruppe, für die es im Rahmen von Substitution, stationärer Reha oder der Bereitstellung von Drogenkonsumräumen eigentlich gute Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten gibt.
Häufig finden lebensgefährliche Notfälle allerdings während des Konsums im privaten Umfeld statt. Das Notfallmedikament Naloxon kann in solchen Fällen im Zweifel Leben retten, darf bislang von medizinischen Laien in Deutschland jedoch kaum angewandt werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2018 wird es in Form eines Nasensprays auf den Markt kommen. Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. fordert die Hamburger AkteurInnen in Politik und Gesundheitswesen auf zu prüfen, ob und in welcher Form die Abgabe des Medikamentes an medizinische Laien in der Hansestadt dann realisiert werden kann. In Bayern, Berlin, Frankfurt und Nordrhein-Westfalen gibt es bereits konkrete Projektplanungen oder schon gestartete Projekte mit Drogennotfalltrainings und Naloxonvergabe für DrogengebraucherInnen und deren Angehörige.
Dazu Cornelia Kost, stellvertretende Vorsitzende der HLS: „Unser Ziel ist es, möglichst viele Todesfälle zu verhindern. 75 Drogentote in Hamburg in 2016 sind auch 75 zu viel. Es hat sich in zahlreichen Fällen in verschiedensten Ländern gezeigt: Das Notfallmedikament Naloxon kann Leben retten, ist in seinen bisherigen Darreichungsformen bei der Anwendung durch medizinische Laien allerdings nicht ohne Risiko. Bei einer Marktverfügbarkeit in Form von Nasenspray ändert sich das. Wir fordern Politik und andere gesundheitspolitische Akteure in Hamburg auf, sich in Kooperation mit uns als Landesstelle schon jetzt Gedanken zu machen, wie eine kontrollierte Abgabe an Suchtmittelabhängige oder deren Angehörige hier in der Hansestadt aussehen könnte, die eine Anwendung von Naloxon auch im privaten Umfeld durch medizinische Laien ermöglicht. Selbst die CSU hat dafür in Bayern den Weg bereits geebnet.
Natürlich kann dies an einem Tag wie dem 21. Juli nicht das einzige Ziel sein. Unser Ansporn ist es auch weiterhin, Suchtmittelabhängigkeit frühzeitig zu verhindern und suchtkranke Menschen im Hilfesystem gut und zielgerichtet zu betreuen, um die Zahl der Notfälle zu minimieren“
Zum Gedenken an die Drogentoten findet auch in diesem Jahr am 21. Juli im Rahmen des bundesweiten Gedenktages wieder eine Mahnwache statt, und zwar:
Am 21. Juli von 10 Uhr bis 16 Uhr
am Steintorplatz vor dem Museum für Kunst und Gewerbe
An der Organisation ist u.a. der Fachausschuss Drogen der HLS beteiligt und es ist ein Redebeitrag des HLS-Vorstandes geplant.
Hallo, dies ist eine sehr schöne Geste, so an die Drogentoten zu denken. Ich habe dieses Elend 10 Jahre mitgemacht. Seit 20 Jahren trauere ich nun um meine geliebte Tochter. Sie verließ uns mit 25 Jahren.
Danke für die Aktion.
Herzlichst, Rita