Am gestrigen Mittwoch, den 17. April 2019 veröffentlichte die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Berlin ihr Jahrbuch Sucht, aus dem einmal mehr hervorgeht, dass Deutschland eines der Länder mit dem höchsten Alkoholkonsum pro Kopf ist und jährlich etwa 74.000 Todesfälle auf das Suchtmittel zurückzuführen sind. Zeitgleich gab der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) seine neue Werbe-Aktion bekannt, in der Astra-Trinkern ein Gratis-Ticket versprochen wird. Aus Sicht der HLS sollte dieses Angebot vom HVV dringend noch einmal überdacht und dann zurückgezogen werden, denn Belohnungen für Alkoholkonsum konterkarieren jede Bemühung, für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Suchtstoff zu werben.

Rund 131,1 Liter Fertigware von alkoholischen Getränken konsumierten jeder Bundesbürger und jede Bundesbürgerin im Schnitt im Jahre 2017. Fast 22.000 Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren wurden mit einer akuten Alkoholvergiftung in Krankenhäuser eingeliefert. Das sind nur einige der Zahlen, die im Rahmen der Veröffentlichung des „Jahrbuch Sucht 2019“ am gestrigen Mittwoch, den 17.04.2019 vorgestellt wurden. Die vollständige Pressemitteilung dazu ist hier nachzulesen.

Zeitgleich präsentierte der HVV eine Kampagne, in der dafür geworben wird, dass man beim Konsum von Astra in der St.Pauli-Brauerei auf der Reeperbahn zwischen dem 26. April und 4. Mai ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr gratis dazu bekomme. „In diesem Sinne: Eine Runde noch. Aber dann mit dem Bus“, heißt es darin. Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. findet solch eine Aufforderung unpassend und kontraproduktiv. Zahlreiche Bemühungen, für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Alkohol zu werben, werden damit konterkariert.

Dazu Cornelia Kost, stellv. HLS-Vorsitzende: „Mit einer Werbekampagne als halb-öffentliches Unternehmen zum Alkoholkonsum zu animieren und dabei auch noch explizit alkoholfreies Bier von der Aktion auszuschließen, ist aus unserer Sicht verantwortungslos und konterkariert jegliche Bemühungen, für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu werben. Sicher ist es zu begrüßen, wenn Menschen sich nach dem Konsum alkoholischer Getränke nicht mehr ans Steuer setzen, sondern den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein! Aber in Deutschland ist die Zahl von Menschen mit Alkoholvergiftungen, Alkoholsucht und auch die Zahl der Todesfälle durch Alkohol erschreckend hoch. Das lässt sich, wie immer wieder auch von der DHS im Jahrbuch wieder belegt wird, unter anderem darauf zurückführen, dass Alkohol in Deutschland billig, leicht verfügbar und in der Werbung stets präsent ist. Wir plädieren dafür, an diesen Punkten politisch zu arbeiten und auf diese Weise schädlichem Alkoholkonsum konstruktiv entgegenzuwirken. Aktionen wie jene des HVV richten innerhalb kurzer Zeit großen Schaden an und machen Präventionsbemühungen schnell zunichte. Der Verkehrsverbund sollte seine Aktion daher aus unserer Sicht noch einmal gut überdenken und dann zurückziehen.

Um bundesweit für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Alkohol zu werben und außerdem Hilfsangebote bei Suchterkrankungen bekannter zu machen, veranstaltet die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vom 18. Bis 26. Mai 2019 bundesweit die Aktionswoche Alkohol (www.aktionswoche-alkohol.de). Auch in Hamburg wird es im Rahmen der Woche viele Aktionen geben, die von der HLS zentral koordiniert werden und unter www.aktionswoche-hamburg.de eingesehen werden können sowie in einem Programmheft in gedruckter Form überall in der Stadt ausliegen. Die HLS wirbt dafür, an den spannenden Veranstaltungen in der Aktionswoche teilzunehmen und im Rahmen dessen über einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu diskutieren. Offensive Werbung für das Suchtmittel, wie der HVV sie macht, erscheint ziemlich verantwortungslos.