Das Winzer-Unternehmen FEINMUND aus Rheinland-Pfalz bewirbt einen seiner Weine auf dem Etikett und auf einer eigenen Marketing-Homepage groß als „Impfstoff“ und verspricht zum Beispiel, der Wein sei „die Lösung für alles“ und mache die Corona-Krise erträglicher „indem man ab und zu mal irgendwo gegen läuft (und dann lacht)“ . Aus Sicht der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. verstößt dieses Marketing gegen diverse Richtlinien für Alkoholwerbung und ist obendrein an Zynismus – gerade für alkoholkranke Menschen in der Coronakrise – kaum zu überbieten. Die HLS hat daher am 10. Dezember 2020 Beschwerde beim Deutschen Werberat eingereicht.
Unter der Internetadresse www.impfstoff-wein.de bewirbt das Winzer-Unternehmen Feinmund einen Spätburgunder-Rotwein, der auch bundesweit im Einzelhandel vertrieben wird. Darin wird mit markigen Versprechungen erklärt, der Wein sei vielseitiger Problemlöser gerade in der Einsamkeit und zudem gut geeignet, um Kontrollverluste zu erreichen.
Dazu Prof. Dr. Andreas Koch, HLS-Vorsitzender: „Die Aussagen auf der Marketing-Homepage verstoßen aus unserer Sicht gleich an mehreren Stellen klar gegen Regeln, die für Alkohol-Werbung gelten. Außerdem ist sie unglaublich zynisch, insbesondere für suchtkranke Menschen. Verschiedenste Suchtselbsthilfeverbände berichten uns derzeit, dass es seit Beginn der Corona-Krise zu zahlreichen Rückfällen kommt. Und auch der gestiegene Umsatz mit alkoholischen Getränken im Einzelhandel zeigt, dass der Suchtstoff vermehrt zu Hause konsumiert wird. Gründe dafür sind ad-hoc-Umfragen zufolge häufig Einsamkeit, berufliche Perspektivlosigkeit oder sogar schlicht Langeweile. Dass für einen Wein mit dem Label „Impfstoff“ jetzt explizit als Problemlöser für diese Krisen geworben wird, macht uns fassungslos.
Wir hoffen, dass der Deutsche Werberat das Unternehmen auf unsere Beschwerde hin nun zügig abmahnt und die Homepage schnell aus dem Netz sowie der Wein aus den Regalen verschwindet.“
Zur Info: Unter anderem wird der Wein „Impfstoff“ des Unternehmens FEINMUND von einigen Hamburger EDEKA-Märkten sowie von Feinkost Käfer und diversen Internethändlern vertrieben.
Die Kritik der HLS richtet sich in erster Linie gegen die Marketing-Homepage „www.impfstoff-wein.de“. Die Verhaltensregeln des deutschen Werberates über die kommerzielle Kommunikation für alkoholhaltige Getränke sind hier nachzulesen. Unter anderem heißt es darin, Werbung für Alkohol dürfe keine Aussagen enthalten die „als Aufforderung zum missbräuchlichen Konsum verstanden werden können.“ (Seite 5) Außerdem ist es nicht erlaubt, Alkohol als Hilfe bei der Stressbewältigung und anderen Konflikten zu bewerben (Seite 13) oder werbende Aussagen zu treffen „die auf eine enthemmende Wirkung alkoholhaltiger Getränke abstellen“ (Seite 14). Gegen all diese Punkte verstößt FEINMUND auf seiner Seite aus Sicht der HLS an unterschiedlichen Stellen.