Die derzeitige Ausnahmesituation rund um das Coronavirus stellt auch die Drogen- und Suchtkrankenhilfe vor völlig neue Situationen. Aber für uns ist klar: Sucht ist eine gefährliche, teilweise auch lebensbedrohliche Krankheit, daher muss die Arbeit weitergehen. Gerade in der niedrigschwelligen Suchtkrankenhilfe, im Qualifizierten Entzug und in der stationären Suchtrehabilitation aber ist die Situation schwierig und unklar. Wir fordern Politik und Kostenträger daher auf, hier für klare Regeln und existenzsichernde Maßnahmen zu sorgen.

Die Drogen- und Suchtkrankenhilfe besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Akteuren und Institutionen.

Erste Anlaufstelle für Betroffene sind häufig Beratungsstellen, die abklären, ob eine Suchterkrankung vorliegt und dann in die entsprechenden Behandlungseinrichtungen vermitteln sowie bei der Antragstellung für Kostenübernahmen durch Renten- oder Krankenversicherung unterstützen. Auch weiterhin versuchen die meisten Beratungsstellen in Hamburg in der derzeitigen Situation, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten und auf Telefon- oder Videoberatung umzustellen, sofern das möglich ist. Bei Beratungs-Bedarf finden Sie alle Beratungsstellen mit Kontaktmöglichkeiten auch weiterhin online im Kursbuch Sucht.

Nicht richtig klar ist derzeit leider, inwiefern aus der Beratung heraus in Kliniken mit Qualifiziertem Entzug sowie in Reha- und Nachsorge-Einrichtungen vermittelt werden kann. Wir bemühen uns hier, zeitnahe eine Übersicht über sie Situation zu bekommen und zu informieren.

Bei laufenden ambulanten Angeboten gibt es mittlerweile eine Zusage der DRV Bund, auch telefonische Therapiegespräche und solche per Video als abrechenbar zu akzeptieren. Dies entlastet die ambulanten Träger, löst jedoch nicht alle Probleme im Alltag auf.

Nahtlose Vermittlungen aus der Klinik heraus in Einrichtungen von stationärer Reha und Nachsorge werden offenbar teilweise vom Gesetzgeber noch zugelassen – sobald zwischendurch allerdings ein kurzer Aufenthalt zu Hause stattfindet, ist eine Neu-Aufnahme nicht mehr gestattet. Hier appellieren wir an die Landesregierungen, gute Lösungen zu finden, die auch das ermöglichen, um Behandlungsketten bei Suchterkrankungen nicht komplett zu unterbrechen und um Kliniken und Reha-Einrichtungen Sicherheiten zu geben.

In einem Schreiben an die DRV Bund forderte die AG Medizinische Rehabilitation am 19.03. unter anderem einen Ausgleich der entgangenen Erlöse auf der Basis der bisherigen durchschnittlichen Vorjahresbelegung sowie auch eine vollständige weitere Vergütung der Reha-Leistungen bei infizierten Rehabilitanden, die in der Einrichtung isoliert und versorgt werden müssen. Nur mit dieser und anderen Maßnahmen sehen sich die Akteure in der Lage, ihren Betrieb bestmöglich auch weiterhin aufrecht zu erhalten und zu erwartende Einnahme-Ausfälle mindestens teilweise auszugleichen, um einer sonst drohenden Pleite mit Schließung zu entgehen. Als HLS schließen wir uns den Forderungen der AG Med Reha an, um das Suchthilfesystem auch künftig gesichert zu wissen.

Besonders schwierig ist die Situation derzeit vielfach in der niedrigschwelligen Drogen- und Suchthilfe sowie in Substitutions-Praxen und -Ambulanzen. Hier sind einerseits regelmäßige Betreuung und Behandlung wichtig, gleichzeitig lassen sich vielfach Körperkontakt und persönliche Begegnungen nicht vermeiden. Umso wichtiger ist es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Abstände einzuhalten und Kontakte zu reduzieren. Ein paar praktische Hinweise für substitutierende Ärzte stehen hier zum Download bereit. Gleichzeitig sollten auch Drogengebraucher*innen darauf aufmerksam gemacht werden, sich selbst zu schützen und Abstand voneinander zu halten. Ratschläge dazu von Akzept e.V. und anderen gibt es hier.

Insgesamt bemühen sich die Einrichtungen der niedrigschwelligen Drogen- und Suchtkrankenhilfe in Hamburg, auch in der derzeitigen Situation ihren Betrieb bestmöglich aufrecht zu erhalten, um suchtkranken Menschen zu helfen und Safer-Use in den Drogenkonsumräumen zu ermöglichen. Dazu wird Schutzkleidung benötigt und es bedarf großer Anstrengungen, um Menschen-Ansammlungen zu vermeiden, Abstand zu halten sowie höchstens zu zweit im jeweiligen direkten Kontakt miteinander zu stehen. Genauere Infos zu möglichen Schließungen oder geänderten Öffnungszeiten möchten wir an dieser Stelle für Sie in den nächsten Tagen veröffentlichen.