Zum heutigen 1. Juli 2021 geht eine von der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) geschaffene Plattform in Betrieb, über die künftig Träger aus der Drogen- und Suchthilfe datenschutzkonform und auf sicherer technischer Basis Video- und Chatberatungen anbieten können. Nicht zuletzt die veränderten Arbeitsweisen in der Corona-Pandemie und aber auch das Onlinezugangsgesetz haben die Notwendigkeit solch einer Möglichkeit unterstrichen.

In den vergangenen Monaten der Pandemie haben zahlreiche Einrichtungen der Suchthilfe in Hamburg Videokonferenz- und Chatsysteme in die Arbeit integriert, um trotz strikter Kontakt- und Zugangsbeschränkungen möglichst für viele Klient*innen Hilfeangebote realisieren zu können. Außerdem wurden Videokonferenzen genutzt, um Teamsitzungen und Arbeitskreise weiterhin durchzuführen. Begleitet wurden die digitalen Beratungen und die fachlichen Besprechungen per Video oder Chat dabei allerdings stets von der Sorge um den Datenschutz sowie von vielfältigen technischen Problemen.

Der Vorstand der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. hat im Austausch mit seinen Mitgliedern daher kürzlich beschlossen, ein gemeinsames Projekt ins Leben zu rufen, um zeitnah Abhilfe zu schaffen. Zum heutigen 1. Juli 2021 geht eine Plattform an den Start, auf der das Videokonferenzsystem Jitsi sowie die Chatsoftware Mattermost laufen werden. Insgesamt 8 Träger der Suchtkrankenhilfe haben sich zum Auftakt gefunden, die sich die Kosten für das Projekt teilen. Die Plattform bietet im Hinblick auf Datenschutz und Technik eine bewährte Basis und eine Perspektive für alle Einrichtungen und Träger der Hamburger Suchthilfe. Weitere Beteiligungen werden angestrebt. Beratend begleitet wird das Projekt von der SUCHT.HAMBURG gGmbH, die den Austausch der Träger untereinander über das Projekt künftig organisiert und die Erfahrungen auswertet.

Dazu Andreas Koch, HLS-Vorsitzender: „Wir gehen in Hamburg voran, denn die Digitalisierung lässt sich auch in der Suchthilfe nicht aufhalten. Deshalb haben wir uns als Vorstand der Landesstelle zum Handeln gezwungen gesehen, um unseren Mitgliedern zeitnah ein Angebot zu machen, ohne Sorgen um datenschutzrechtliche Belange und Technik auch digital mit Klient*innen kommunizieren zu können. Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet uns in Kürze dazu, viele unserer Dienstleistungen auch online anzubieten, aber bis die Politik hierfür vernünftige Strategien entwickelt und eine Finanzierung gefunden hat, konnten wir nicht warten.

Schon in der Pandemie haben fast alle Träger im Bereich der Suchtkrankenhilfe Erfahrungen mit verschiedensten Videokonferenzsystemen und vereinzelt auch mit Chatsystemen gesammelt. Leider traten dabei immer wieder die unterschiedlichsten Probleme zutage. In einer Umfrage unter unseren Mitgliedern im März diesen Jahres haben wir die Erfahrungen detailliert abgefragt und uns in der Folge entschlossen, das Projekt einer gemeinsamen Plattform zügig selbst in Angriff zu nehmen, um zumindest in Punkto Datenschutz und Technik mehr Sicherheit bei Online-Beratungen und anderen Online-Sitzungen zu ermöglichen.

Bei der Finanzierung des Angebotes müssen die Träger mangels finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand nun erst einmal in Vorleistung gehen und werden die Kosten aus ihrem laufenden Budget stemmen. Wir hoffen, dass auch hier in Zukunft Verbesserungen stattfinden und die Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe Geld für Online-Beratung zeitnah über öffentliche Zuwendungen finanziert bekommen. Denn Digitalisierung gibt es nicht zum Nulltarif! Andere Bundesländer gehen hier mit gutem Beispiel voran: So wird u.a. die Suchthilfe in Schleswig-Holstein finanziell für Maßnahmen zur Digitalisierung unterstützt und auch das Bundesland Baden-Württemberg hat im Frühjahr ein Paket von € 2 Mio. für die Digitalisierung der Suchthilfe geschnürt. Digitalisierung ist eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen der Weiterentwicklung der Angebote der Suchthilfe. Wir hoffen, dabei mit unserer Initiative ein gutes Stück voranzukommen. Die persönliche Begegnung in der sozialen Arbeit ersetzt jedoch keine Video- oder Chatkommunikation.“

Folgende Träger sind bei dem Server-Projekt der HLS e.V. mit dabei (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Alida Schmidt Stiftung
  • Frauenperspektiven e.V.
  • Freiraum Hamburg e.V.
  • GPD Nordost – Beratungsstelle Die Boje
  • Lukas Suchthilfezentrum Hamburg-West – Diakonisches Werk HH-West, Südholstein
  • SuchtTherapieZentrum Hamburg – Martha Stiftung
  • Therapiehilfe gGmbH
  • Waage e.V.