Das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung hat die ambulante Drogen- und Suchthilfe in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2016 genauer unter die Lupe genommen und ihren Bericht dazu nun veröffentlicht.
Betreute werden älter, Ausnahme: Glücksspiel
Dabei lag der Schwerpunkt des Berichtes in 2016 auf der Altersstruktur der KlientInnen und das bringt interessante Ergebnisse: sieht man sich die Entwicklung von 2006 bis 2016 an, so werden die Betreuten in fast allen Suchtmittel-Gruppen kontinuierlich leicht älter. Nur Glücksspiel bildet hier eine Ausnahme. So stieg das Durchschnittsalter der KlientInnen mit Hauptproblem Alkohol von 45 in 2006 auf 47,3 im Jahr 2016 an. Noch stärker ist de Differenz bei Opioiden. Währen Betreute mit dieser Hauptdiagnose im Jahr 2006 im Schnitt noch 33,9 Jahre alt waren, betrug ihr durchschnittliches Alter in 2016 gar 41,4 Jahre.
Wie erwähnt, zeigt sich nur bei der KlientInnen-Gruppe mit Glücksspiel-Problemen ein gegenläufiger Trend: in 2006 waren diese im Schnitt noch 38 Jahre alt, in 2016 nur noch 35,2.
Auch bei den Erstkontakten stieg das Alter entsprechend in allen Bereichen, ausgenommen Glücksspiel, an. Betroffene, die ein Suchtproblem mit Opioiden aufwiesen, suchten in 2006 im durchschnittlichen Alter von 30,1 erstmals eine Suchtberatung in NRW auf. In 2016 waren sie in diesem Bereich beim ersten Besuch hingegen durchschnittlich 38,6 Jahre alt. Bei Glücksspiel hingegen sank das Erstkontakt-Durchschnittsalter von 37,1 in 2006 auf 33,3 in 2016.
Höherer Frauenanteil unter den Betreuten
Dabei nahm die Zahl weiblicher Klientinnen in fast allen Gruppen innerhalb desselben Zeitraumes prozentual zu. Waren im Bereich Cannabis in 2006 noch 13% der in NRW Betreuten weiblich, so stieg deren Anteil bis auf 18% in 2016. Im Bereich pathologischer Glücksspielender von 7% auf 11%, bei Menschen aus der Hauptgruppe Alkohol von 31% auf 34 %.
Insgesamt leichte Steigung der Betreuungszahlen in 2016 in NRW
Sieht man sich die Zahl der Betreuten in den ambulanten Einrichtungen der Drogen- und Suchthilfe in NRW insgesamt an, so steigt diese kontinuierlich leicht an. Insgesamt 96.291 KlientInnen zählte die Statistik in 2016. In 2014 waren es noch 94.476. Der Großteil davon, nämlich 89%, haben unmittelbar selbst ein Suchtproblem. In 11% der Betreuungsvorgänge werden Personen aus dem sozialen Umfeld beraten.
Auch hier ist nochmal ein genauerer Blick auf die Geschlechter interessant: während 73% der KlientInnen mit eigenem Suchtproblem Männer sind, liegt der Anteil von weiblichen Personen aus dem sozialen Umfeld bei 75%.
Betreuungsdauer nimmt mit dem Alter zu
Wirft man noch einmal einen genaueren Blick auf die Altersstruktur von Betreuten, fällt auf, dass die Behandlungsdauer im Alter sehr deutlich ansteigt. Während die mittlere Betreuungsdauer über alle Suchtformen hinweg in der Gruppe unter 18 gerade einmal 70 Tage beträgt, liegt sie bei Klientinnen über 55 Jahren im Schnitt bei 261 Tagen.
Eine besonders lange Betreuung ist bei Menschen mit Opioidabhängigkeit von Nöten. Die Statistik aus NRW kommt hier auf 246 Tage durchschnittliche Betreuungsdauer bei den 18-30-jährigen und 568 Tage in der Altersgruppe ab 55.
Der Gesamtbericht
Lust auf noch mehr Zahlenwerk? Nordrhein-Westfalen hat seine Statistik des Monitorings der ambulanten Drogen- und Suchthilfe auch kostenlos zum Download online gestellt. Den gesamten 65-seitigen Bericht gibt es hier.