Rund 30 Prozent der erwachsenen Deutschen haben bereits Erfahrungen mit illegalen Drogen gemacht, etwa 8,2 Millionen Deutsche sind von Abhängigkeitserkrankungen betroffen – doch das Bewusstsein für dieses drängende Thema ist gering.

Die Suchthilfe in Deutschland sieht sich mit akutem Stellenabbau, unsicheren Finanzierungsbedingungen, zunehmendem Fachkräftemangel und gleichzeitig steigendem Beratungsbedarf in der Allgemeinbevölkerung konfrontiert. Diese Herausforderungen werden durch politische Kürzungen verschärft und senden ein fatales Signal an die Betroffenen: Abhängigkeitserkrankungen, die ohnehin zu den stark stigmatisierten psychischen Erkrankungen gehören, scheinen nicht den Stellenwert zu haben, der notwendig ist, um ihnen angemessen vorzubeugen und sie zu behandeln.

Am morgigen 9. November findet der bundesweite Aktionstag „Suchtkrankenhilfe – kommunal wertvoll“ statt, der von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) organisiert wird und unter der Schirmherrschaft des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, steht. Im Mittelpunkt stehen die rund 1.300 Suchtberatungsstellen, die jährlich über eine halbe Million Abhängigkeitserkrankte und ihre Angehörigen beraten, begleiten, unterstützen und stabilisieren.

Die Notwendigkeit dieser Einrichtungen ist angesichts dieser Zahlen offensichtlich, doch die Suchthilfe kämpfte Jahr für Jahr um dringend benötigte finanzielle Mittel. So musste auch die Suchthilfe in Hamburg in den letzten zehn Jahren einen spürbaren Stellenabbau hinnehmen und die steigenden Energiekosten machen die ohnehin unzureichende Finanzierung der Suchtberatungsstellen noch unsicherer. In der Folge müssen viele Betroffene und ihre Angehörigen trotz erheblichen Leidensdrucks zum Teil wochen- bis monatelange Wartezeiten für einen ersten Beratungstermin in Kauf nehmen.

Dabei ist ein bedingungsloser Zugang zu den Angeboten entscheidend, um sicherzustellen, dass Betroffene und ihre Angehörigen unabhängig von sozialen oder wirtschaftlichen Faktoren Unterstützung erhalten. „In erster Linie geht es um die Gesundheit der Betroffenen, Sucht wird gesellschaftlich immer noch nicht als die Krankheit wahrgenommen, die sie ist, sondern häufig mit persönlichem Versagen in Verbindung gebracht. Dabei kann Sucht jede*n treffen – unabhängig der sozialen Schicht“, sagt Sarah Kessler, Geschäftsführerin der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS e.V.). „Aber auch volkswirtschaftlich ist die Suchthilfe von enormer Bedeutung. Eine aktuelle Studie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zeigt, dass die durch die Suchtberatung eingesparten gesellschaftlichen Kosten die aufgewendeten Mittel um mehr als das Zehnfache übersteigen. Dies unterstreicht die hohe Wirkungsmacht der Suchtberatungsstellen.“ Dennoch sind die Einrichtungen mit erheblichen finanziellen Unsicherheiten konfrontiert.

Die Herausforderungen sind enorm. Die Unterfinanzierung der Suchtberatung hat bereits gravierende Folgen: Neben zum Teil langen Wartezeiten kann nicht jede*r die Angebote nutzen.

„Wir brauchen Lösungen für Menschen, die nicht krankenversichert sind und deshalb bisher keinen Anspruch auf Entgiftung, Maßnahmen der Eingliederungshilfe, also zum Beispiel tagesstrukturierende Angebote, ambulante Betreuung oder Übergangseinrichtungen haben“, ergänzt Kessler. Entscheidend sei auch die Kontinuität der Angebote, die sicherstellt, dass Betroffene und Angehörige während des gesamten Behandlungsverlaufs unterstützt werden. Um dies zu ermöglichen, sei vor allem eine ausreichende Finanzierungssicherheit notwendig.

„Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen setzt sich aktiv für eine angemessene Finanzierung der Suchtberatung ein und lädt die Politik zu einem offenen sozialpolitischen Diskussionsprozess ein, um gemeinsam Lösungen für gesetzliche Regelungen zu finden“, so Kessler.

Die Bedeutung der Suchtberatungsstellen für die Gesellschaft und die Betroffenen und ihre Angehörigen  ist unbestritten und es ist höchste Zeit, die Finanzierung dieser Einrichtungen auf eine solide Basis zu stellen, damit sie auch in Zukunft effektiv und nachhaltig arbeiten können.

Bei weiterführenden Fragen wenden Sie sich gerne an:

Sarah Kessler

Geschäftsführerin
Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen

0151-50721383
sarah.kessler@landesstelle-hamburg.de